Breathturn into Timestead (22 page)

BOOK: Breathturn into Timestead
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S
CHWARZ
,

wie die Erinnerungswunde,

wühlen die Augen nach dir

in dem von Herzzähnen hell-

gebissenen Kronland,

das unser Bett bleibt:

durch diesen Schacht mußt du kommen –

du kommst.

Im Samen-

sinn

sternt dich das Meer aus, zuinnerst, für immer.

Das Namengeben hat ein Ende,

über dich werf ich mein Schicksal.

 

 

H
AMMERKÖPFIGES
, im

Zeltgang,

neben uns her, der doppelten,

langsam strömenden Rotspur.

Silbriges:

Hufsprüche, Schlaflied-

gewieher – Traum-

hürde und -wehr –: niemand

soll weiter, nichts.

Dich unter mir, kentaurisch

gebäumt,

münd ich in unsern hinüber-

rauschenden Schatten.

 

 

L
ANDSCHAFT
mit Urnenwesen.

Gespräche

von Rauchmund zu Rauchmund.

Sie essen:

die Tollhäusler-Trüffel, ein Stück

unvergrabner Poesie,

fand Zunge und Zahn.

Eine Träne rollt in ihr Auge zurück.

Die linke, verwaiste

Hälfte der Pilger-

muschel – sie schenkten sie dir,

dann banden sie dich –

leuchtet lauschend den Raum aus:

das Klinkerspiel gegen den Tod

kann beginnen.

 

 

D
IE
G
AUKLERTROMMEL
,

von meinem Herzgroschen laut.

Die Sprossen der Leiter, über

die Odysseus, mein Affe, nach Ithaka klettert,

rue de Longchamp, eine Stunde

nach dem verschütteten Wein:

tu das zum Bild,

das uns heimwürfelt in

den Becher, in dem ich bei dir lieg,

unausspielbar.

 

 

W
ENN DU IM
B
ETT

aus verschollenem Fahnentuch liegst,

bei blauschwarzen Silben, im Schneewimperschatten,

kommt, durch Gedanken-

güsse,

der Kranich geschwommen, stählern –

du öffnest dich ihm.

Sein Schnabel tickt dir die Stunde

in jeden Mund – in jeder

glöcknert, mit glutrotem Strang, ein Schweige-

Jahrtausend,

Unfrist und Frist

münzen einander zutode,

die Taler, die Groschen

regnen dir hart durch die Poren,

in

Sekundengestalt

fliegst du hin und verrammelst

die Türen Gestern und Morgen, – phosphorn,

wie Ewigkeitszähne,

knospt deine eine, knospt auch die

andere Brust,

den Griffen entgegen, unter

den Stößen –: so dicht,

so tief

gestreut

ist der sternige

Kranich-

Same.

 

 

H
INTERM KOHLEGEZINKTEN
Schlaf

– man kennt unsre Kate –,

wo uns der Traumkamm schwoll, feurig, trotz allem,

und ich die Goldnägel trieb in unser

nebenher sargschön

schwimmendes Morgen,

da schnellten die Ruten königlich vor unserm Aug,

Wasser kam, Wasser,

bissig

gruben sich Kähne voran durch die Großsekunde Gedächtnis,

es trieb das Getier mit den Schlamm-Mäulern um uns

– so viel

fing noch kein Himmel –,

was warst du, Zerrissene, doch

wieder für eine Reuse! –, trieb das Getier, das Getier,

Salzhorizonte

bauten an unsern Blicken, es wuchs ein Gebirg

weit hinaus in die Schlucht,

in der meine Welt die deine

aufbot, für immer.

 

 

IN PRAG

Der halbe Tod,

großgesäugt mit unserm Leben,

lag aschenbildwahr um uns her –

auch wir

tranken noch immer, seelenverkreuzt, zwei Degen,

an Himmelssteine genäht, wortblutgeboren

im Nachtbett,

größer und größer

wuchsen wir durcheinander, es gab

keinen Namen mehr für

das, was uns trieb (einer der Wieviel-

unddreißig

war mein lebendiger Schatten,

der die Wahnstiege hochklomm zu dir?),

ein Turm,

baute der Halbe sich ins Wohin,

ein Hradschin

aus lauter Goldmacher-Nein,

Knochen-Hebräisch,

zu Sperma zermahlen,

rann durch die Sanduhr,

die wir durchschwammen, zwei Träume jetzt, läutend

wider die Zeit, auf den Plätzen.

 

 

V
ON DER
O
RCHIS HER
–

geh, zähl

die Schatten der Schritte zusammen bis zu ihr

hinterm Fünfgebirg Kindheit –,

von ihr her, der

ich das Halbwort abgewinn für die Zwölfnacht,

kommt meine Hand dich zu greifen

für immer.

Ein kleines Verhängnis, so groß

wie der Herzpunkt, den ich

hinter dein meinen Namen

stammelndes Aug setz,

ist mir behilflich.

                                Du kommst auch,

wie über Wiesen,

und bringst das Bild einer Kaimauer mit,

da würfelten, als

unsre Schlüssel, tief im Verwehrten,

sich kreuzten in Wappengestalt,

Fremde mit dem, was

wir beide noch immer besitzen

an Sprache,

an Schicksal.

 

 

H
ALBZERFRESSENER
, masken-

gesichtiger Kragstein,

tief

in der Augenschlitz-Krypta:

Hinein, hinauf

ins Schädelinnre,

wo du den Himmel umbrichst, wieder und wieder,

in Furche und Windung

pflanzt er sein Bild,

das sich entwächst, entwächst.

 

 

A
US
F
ÄUSTEN
, weiß

von der aus der Wortwand

freigehämmerten Wahrheit,

erblüht dir ein neues Gehirn.

Schön, durch nichts zu verschleiern,

wirft es sie, die

Gedankenschatten.

Darin, unverrückbar,

falten sich, heut noch,

zwölf Berge, zwölf Stirnen.

Die auch von dir her stern-

äugige Streunerin Schwermut

erfährts.

 

 

S
CHWIRRHÖLZER
fahren ins Licht, die Wahrheit

gibt Nachricht.

Drüben die Ufer-

böschung schwillt uns entgegen,

ein dunkler

Tausendglanz – die

auferstandenen Häuser! –

singt.

Ein Eisdorn – auch wir

hatten gerufen –

versammelt die Klänge.

 

 

A
BENDS
, in

Hamburg, ein

unendlicher Schuhriemen – an

ihm

kauen die Geister –

bindet zwei blutige Zehen zusammen

zum Wegschwur.

 

 

B
EI DEN ZUSAMMENGETRETENEN

Zeichen, im

worthäutigen Ölzelt, am Ausgang

der Zeit,

hellgestöhnt

ohne Laut

– du, Königsluft, ans

Pestkreuz genagelte, jetzt

blühst du –,

porenäugig,

schmerzgeschuppt, zu

Pferde.

 

 

D
AS AUFWÄRTSSTEHENDE
L
AND
,

rissig,

mit der Flugwurzel, der

Steinatem zuwächst.

Auch hier

stürzen die Meere hinzu, aus der Steilschlucht,

und dein sprach-

pockiger, panischer

Ketzer

kreuzt.

 

 

D
AS UMHERGESTOSSENE

Immer-Licht, lehmgelb,

hinter

Planetenhäuptern.

Erfundene

Blicke, Seh-

narben,

ins Raumschiff gekerbt,

betteln um Erden-

münder.

 

 

A
SCHENGLORIE
hinter

deinen erschüttert-verknoteten

Händen am Dreiweg.

Pontisches Einstmals: hier,

ein Tropfen,

auf

dem ertrunkenen Ruderblatt,

tief

im versteinerten Schwur,

rauscht es auf.

(Auf dem senkrechten

Atemseil, damals,

höher als oben,

zwischen zwei Schmerzknoten, während

der blanke

Tatarenmond zu uns heraufklomm,

grub ich mich in dich und in dich.)

Aschen-

glorie hinter

euch Dreiweg-

Händen.

Das vor euch, vom Osten her, Hin-

gewürfelte, furchtbar.

Niemand

zeugt für den

Zeugen.

 

 

IV

D
AS
G
ESCHRIEBENE
höhlt sich, das

Gesprochene, meergrün,

brennt in den Buchten,

in den

verflüssigten Namen

schnellen die Tümmler,

im geewigten Nirgends, hier,

im Gedächtnis der über-

lauten Glocken in – wo nur?,

wer

in diesem

Schattengeviert

schnaubt, wer

unter ihm

schimmert auf, schimmert auf, schimmert auf?

 

 

C
ELLO-
E
INSATZ

von hinter dem Schmerz:

die Gewalten, nach Gegen-

himmeln gestaffelt,

wälzen Undeutbares vor

Einflugschneise und Einfahrt,

der

erklommene Abend

steht voller Lungengeäst,

zwei

Brandwolken Atem

graben im Buch,

das der Schläfenlärm aufschlug,

etwas wird wahr,

zwölfmal erglüht

das von Pfeilen getroffene Drüben,

die Schwarz-

blütige trinkt

des Schwarzblütigen Samen,

alles ist weniger, als

es ist,

alles ist mehr.

 

 

FRIHED

Im Haus zum gedoppelten Wahn,

wo die Steinboote fliegen

überm

Weißkönigs-Pier, den Geheimnissen zu,

wo das endlich

abgenabelte

Orlog-Wort kreuzt,

bin ich, von Schilfmark Genährte,

in dir, auf

Wildenten-Teichen,

ich singe –

was sing ich?

Der Mantel

des Saboteurs

mit den roten, den weißen

Kreisen um die

Einschuß-

stellen

– durch sie

erblickst du das mit uns fahrende

frei-

sternige Oben –

deckt uns jetzt zu,

der Grünspan-Adel vom Kai,

mit seinen Backstein-Gedanken

rund um die Stirn,

häuft den Geist rings, den Gischt,

schnell

verblühn die Geräusche

diesseits und jenseits der Trauer,

die näher-

segelnde

Eiterzacke der Krone

in eines Schief-

geborenen Aug

dichtet

dänisch.

 

 

D
EN VERKIESELTEN
S
PRUCH
in der Faust,

vergißt du, daß du vergißt,

am Handgelenk schießen

blinkend die Satzzeichen an,

durch die zum Kamm

gespaltene Erde

kommen die Pausen geritten,

dort, bei

der Opferstaude,

wo das Gedächtnis entbrennt,

greift euch der Eine

Hauch auf.

 

 

W
O
?

In den Lockermassen der Nacht.

Im Gramgeröll und -geschiebe,

im langsamsten Aufruhr,

im Weisheitsschacht Nie.

Wassernadeln

nähn den geborstenen

Schatten zusammen – er kämpft sich

tiefer hinunter,

frei.

 

 

K
ÖNIGSWUT
, steinmähnig, vorn.

Und die verrauchten

Gebete –

Hengste, hinzu-

geschmerzt, die

unbezähmbar-gehorsame

Freischar:

psalmhufig, hinsingend über

auf-, auf-, auf-

geblättertes Bibelgebirg,

auf die klaren, mit-

klirrenden,

mächtigen Meerkeime zu.

 

 

SOLVE

Entosteter, zu

Brandscheiten zer-

spaltener Grabbaum:

an den Gift-

pfalzen vorbei, an den Domen,

stromaufwärts, strom-

abwärts geflößt

vom winzig-lodernden, vom

freien

Satzzeichen der

zu den unzähligen zu

nennenden un-

aussprechlichen

Namen aus-

einandergeflohenen, ge-

borgenen

Schrift.

 

 

COAGULA

Auch deine

Wunde, Rosa.

Und das Hörnerlicht deiner

rumänischen Büffel

an Sternes Statt überm

Sandbett, im

redenden, rot-

aschengewaltigen

Kolben.

 

 

S
CHÄDELDENKEN
, stumm, auf der Pfeilspur.

Dein hohes

Lied, in den harten

Februarfunken verbißner,

halbzertrümmerter

Kiefer.

Die eine, noch

zu befahrende Meile

Melancholie.

Von Erreichtem umbuscht jetzt, zielblau,

aufrecht im Kahn,

auch aus dem knirschenden Klippen-

segen entlassen.

 

 

O
STERQUALM
, flutend, mit

der buchstabenähnlichen

Kielspur inmitten.

(Niemals war Himmel.

Doch Meer ist noch, brandrot,

Meer.)

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