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Authors: Allan Guthrie

Hard Man (6 page)

BOOK: Hard Man
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»Das sehe ich genauso«, sagte Jacob. »Aber ich wüsste keine andere Möglichkeit.«

»Es gibt nur eins, Jacob«, sagte Norrie. »Und das weißt du. Flash weiß es. Und sogar Rog weiß es.«

Flash stand auf, ging ein paar Schritte, dann beugte er sich vor und fing an, am Schnürsenkel von seinem rechten Schuh herumzuspielen. Er band eine Schleife, dann löste er das Ganze wieder und richtete sich auf. Er zwängte die Hände in die Taschen seiner Baggy-Jeans und schaute Norrie an. Die Ringe unter seinen Augen waren noch dunkler als gewöhnlich. »Meinst du, was ich denke, dass du meinst?«

»Es ist die einzig sichere Möglichkeit.«

»Wenn wir schon keinen Leibwächter für May finden«, sagte Flash und rieb sich die Schulter, »wie sollen wir dann jemanden überreden, Wallace umzubringen?« Er schaute seinen Vater an.

Nun ja, das war eine gute Frage. Jacob hatte daran gedacht, Cooper zu bitten, ob er nicht mit seinem Freund Park reden könnte. Park war ein Auftragskiller. Okay, nicht offiziell, aber es war ein offenes Geheimnis. Momentan saß er im Bau, war zusammen mit Cooper eingefahren, doch vielleicht kannte er jemanden in der gleichen Branche. Keine Ahnung, ob Auftragskiller untereinander Kontakte pflegten. Jacob hatte daran gedacht, die Drecksarbeit selbst zu erledigen. Aber Wallace kaltzumachen, so verlockend es auch sein mochte, war nicht so einfach, wie es vielleicht den Anschein hatte. Nahe genug ranzukommen war womöglich noch drin. Die Sache durchzuziehen war ganz was anderes.

Flash hatte eindeutig den gleichen Gedanken. »War ziemlich klar, dass wir es waren.«

Norrie schaute ihn an. »Wallace hat massenhaft Feinde.«

»Sag das mal der Polizei, Norrie«, sagte Jacob. Er konnte es immer noch nicht fassen, dass sie die Nacht im Gefängnis verbracht hatten. Wallace bedroht sie, sie verteidigen sich und sind dann auch noch die, die bestraft werden. Ist das Gerechtigkeit?

Kein Wunder, dass Wallace quer über sein Babyface grinste.

Vielleicht war Norries Überlegung ja richtig. In den Müll mit Plan A, und Plan B ausführen. Sie waren am Ende der Fahnenstange.

Es kam nur drauf an, jemanden zu finden, der den Job erledigte. Ging es darum nicht immer?

»Vielleicht könnten wir ja Wallace das Geld anbieten, unter der Bedingung, dass er sich endgültig verpisst«, sagte Flash.

»Und du traust ihm, dass er seinen Teil der Abmachung einhält?«, fragte Jacob. »Vermutlich nicht.«

Da war noch mehr. Jacob sah, dass Flash noch nicht fertig war. Er setzte sich in seinem Sessel zurück, schlug die Arme übereinander und wartete ab.

Nach ein bisschen Lippenkauen und einem kurzen Zupfen an seinem goldenen Ohrring sagte Flash: »Vielleicht können wir ja Pearce überreden. Vielleicht…«, er brach ab, bis Jacob ihn mit einem kurzen Kopfschütteln aufforderte, fortzufahren, «… sollten wir ihn ein bisschen mehr unter Druck setzen.«

Das Gleiche hatte Jacob auch schon gedacht. Die Frage war bloß, wie? Pearce war genauso tough wie Wallace, vielleicht sogar noch tougher. Deshalb hatte Jacob den Gedanken verworfen. »Pearce zu drohen führt zu überhaupt nichts.«

»Das hängt von der Drohung ab«, sagte Flash.

Jacob schaute Norrie an. »Was meinst du?«

»Nee«, sagte Norrie.

»Ich bin Norries Meinung«, sagte Jacob. »Entweder Wallace wird umgebracht oder gar nichts.«

REVOLVER

 

Jacob beobachtete May durchs Fenster. Ihre Haare waren noch immer feucht vom Schwimmen. Sie sprach mit dem Hund oder vielmehr mit dem Erdhügel, unter dem Louis tot und begraben war. Sie hatte nicht ein einziges Mal geweint, was Jacob Sorgen machte. Norrie stand mit gesenktem Kopf neben ihr.

Jacob drehte sich zu seinen Söhnen um. »Ich wird’s machen«, sagte er.

»Auch wenn wir damit einverstanden wären«, sagte Flash,
»du
kannst ihn nicht umbringen.« Flash hatte Rog beiseitegenommen und ihn in alles eingeweiht, was er versäumt hatte, als er mit May unterwegs war. Rog fand auch, dass Wallace umzubringen eine gute Idee war.

»Wieso nicht?«, sagte Jacob.

»Dad, das weißt du genau. Du wirst geschnappt und kommst ins Gefängnis.«

»Und du meinst, das ist ein zu hoher Preis? Wie kannst du so was sagen, Flash? Wie kannst du einen Preis für das Leben von Mays ungeborenem Kind nennen?«

Flash senkte den Blick. Jacob wusste, dass es darauf keine Antwort gab. Und sein Sohn wusste es auch. Ja, beide Söhne wussten es.

»Meinst du, du schaffst das, Dad?«, fragte Rog. »Meinst du wirklich, dass du abdrücken kannst?«

Jacob schaute auf seine Hände. Altmännerhände. Knotig und dick geädert, und immer mit einem leichten Zittern.

Konnte er es? Früher mal, na klar. Aber heute? Ehrlich gesagt, wusste er es nicht. »Es gibt nur eine Möglichkeit, es rauszufinden.«

»Dad«, sagte Flash. »Ich mach es.«

 

Jacob stattete Cooper einen Besuch im Gefängnis ab. Er war erstaunt, dass der Besuchsraum eine offene Fläche war. Er hatte Abtrennungen erwartet und dass er mit Cooper über Telefon würde sprechen müssen. Aber sie saßen an einem Tisch. Sie konnten sich anfassen, wenn sie wollten. Es waren nur zwei Wächter im Raum, obwohl es jede Menge Kameras gab und wahrscheinlich andere Wächter, die sie auf Bildschirmen beobachteten.

Cooper hatte einen gelben Fleck am Kinn und einen Schnitt über dem linken Auge.

»Gut siehst du aus«, sagte Jacob.

»Danke gleichfalls, Jake.«

Jacobs Hand ging an die Nase, blieb darüber schweben, ohne sie zu berühren, fiel dann wieder auf den Tisch. »Immer noch der harte Mann, hm? Das sieht man gern.«

»Okay«, sagte Cooper, »ich seh verboten aus, und ich weiß es. Das ist kein Scheißpicknick hier drinnen, egal was die Zeitungen einem erzählen.« Er krümmte die Finger. Am Zeigefinger waren Nikotinflecken. »Du solltest den andern Kerl mal sehen.« Er lächelte. Es dauerte nicht lange. Seine Lippen fingen an zu zucken.

»Nur einer?«, fragte ihn Jacob.

Cooper hörte auf zu lächeln und spitzte die Lippen. Seine Stimme war ruhig. »Vier«, sagte er. »Sie waren zu viert.«

Hörte sich an, als könnte Cooper eine Therapie gebrauchen. Jacob wollte es schon vorschlagen, dachte sich dann aber, dass Therapie wohl nicht Coopers Ding war.

Nach einer Weile schniefte Cooper laut und sagte: »Also kein Glück gehabt mit Pearce?« Jacob schüttelte den Kopf.

»Habt ihr ihm nicht genug Geld geboten?«, fragte Cooper.

»Es lag am Job. Er fand ihn nicht sehr verlockend. Ich glaub nicht, dass ich ihm beibiegen konnte, wie ernst die Lage ist. Er hat gedacht, ich übertreibe.«

Cooper kratzte sich am Ohrläppchen. »Und was wollt ihr jetzt machen?«

Jacob schaute sich um und flüsterte: »Ihn kaltmachen.«

»Pearce kaltmachen? Das ist aber heftig.«

»Halt den Mund, Cooper. Du weißt, wen ich meine.«

»Wenn du nicht mein Onkel wärst, würdest du dir jetzt eine fangen, dafür, dass du mir sagst, was ich machen soll.«

Jacob schaute ihn an. Cooper war ja so ein bescheuertes Großmaul. Schon als Kind hatte er die ganze Welt zu Tode genervt mit seiner Angeberei. Sein Vater hätte ihm öfter die vier Buchstaben versohlen sollen. Allerdings war sein Vater, Jacobs Schwager, eine totale Null gewesen. Hatte sich über die Jahre still und heimlich zu Tode gesoffen, während niemand hinschaute.

»Tja«, sagte Cooper mit angespannten Kiefermuskeln. »Aber zum Glück für dich bist du’s ja.«

»Komm schon, Cooper. Hör auf mit dem Machoscheiß, ja?«

»Wenn du hier drinnen aufhörst mit dem Machoscheiß, dann hast du ‘ne Schwuchtel am Arsch, kaum dass du dich bückst, um die Schuhe zuzubinden.«

Gegen seinen Willen empfand Jacob Mitleid mit seinem Neffen, auch wenn der auf einer Stufe mit den Tieren stand. Blut war dicker als Ekel. Obwohl, wenn es um Cooper ging, war er sich da nicht so sicher.

»Das heißt«, fuhr Cooper mit brüchiger Stimme fort, »du versuchst, jemanden auf Wallace anzusetzen?«

»Ich hab dran gedacht, es selbst zu machen.«

Cooper schlug die Hand vor den Mund. Er räusperte sich. Jacob konnte sehen, dass Cooper hinter seinen Fingern grinste. Und diesmal hatte er keinerlei Mühe, sein Lächeln aufrechtzuerhalten.

»Was gibt’s ‘n da zu grinsen?«, sagte Jacob. Konnte es sich nicht verkneifen.

Cooper schüttelte den Kopf, grinste immer noch. Er ließ die Finger vom Mund sinken.

Jacob beugte sich vor. Sein Magen rumpelte und zwickte, in seinen Schläfen dröhnte es. »Vielleicht hätte ja einer von deinen Lustknaben hier Lust auf den Job. Kannst du dich mal für mich umhören?«

Cooper stand auf. Er ballte die Fäuste.

Jetzt passiert’s, dachte Jacob. Alles aus. Junge, er hatte einen Riesenfehler gemacht. Cooper würde ausrasten, ihn in Stücke reißen. Jacobs Magen machte Überschläge. Aber er stand ebenfalls auf und stellte fest, dass sie unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich zogen. »Du bist eine Schande für deine Familie«, zischte er. Wenn Cooper von den vieren … na ja … worden war, okay, dann war das eine Art Gerechtigkeit. Vielleicht nicht Gerechtigkeit genug für das, was er getan hatte, um im Gefängnis zu landen - hatte eine arme Frau mit einem Baseballschläger totgeprügelt-, aber es war immerhin ein Anfang. »Und jetzt setz dich hin und krieg dich wieder ein«, sagte Jacob, »sonst wirst du noch von ‘nem Wächter … zusammengeschissen.« Er war drauf und dran gewesen, >gefickt< zu sagen, hatte es sich jedoch gerade noch verkniffen.

Cooper biss die Zähne zusammen. Er schaute sich in dem Raum um. Langsam setzte er sich. Den Blick auf Jacob geheftet, rutschte er auf seinem Stuhl herum, und nach und nach wich die Hitze aus seinem Gesicht.

»Du kannst mich hassen, so viel du willst«, sagte Jacob. »Ist mir scheißegal. Du brauchst mir nur zu sagen, wo ich ‘ne Kanone herkriege.«

»Wieso sollte ich?«, sagte Cooper.

Jacob zuckte die Achseln. »Gerüchte, Cooper«, meinte er. »Die können wehtun. Können den ganzen Ruf von ‘nem Mann kaputt machen.«

Cooper glotzte ihn an. Junge, war der sauer. Vielleicht war Jacob zu weit gegangen. Wie zum Teufel hatte das passieren können? Es hatte irgendwas damit zu tun, dass er sich gefreut hatte, als ihm dämmerte, was Cooper zugestoßen war. Das konnte er nicht verheimlichen. Das wollte er auch gar nicht verheimlichen. Das war es. Er wollte, dass Cooper wusste, was er von ihm hielt.

Jawoll, fickt ihn. Der Junge war zwar Familie, aber trotzdem Abschaum.

Cooper senkte den Blick auf seine Hände. Nach einer Weile schaute er auf und sagte Jacob, wo er sich eine Kanone besorgen konnte. Und dann sagte er ihm, wohin er sie sich schieben konnte.

 

Vierundzwanzig Stunden später saßen Jacob und Norrie einem massigen Mann mit Irokesenschnitt gegenüber, der eine Pistole in der Hand hielt, die aussah, als sei sie im amerikanischen Bürgerkrieg benutzt worden.

»Und Sie wollen behaupten, das Ding da funktioniert?«, fragte Norrie.

»Glauben Sie mir.« Joe-Bob verzog das Gesicht. Es sollte vermutlich Ehrlichkeit ausdrücken, war jedoch ein Gesicht, das man zog, wenn man jemandem das Blaue vom Himmel runterlog.

Und davon mal abgesehen, wie konnte man schon einem glauben, der Joe-Bob hieß?

»Er will sie nicht«, sagte Norrie. »Was, Boss?«

Jacob nickte.

»Na schön, das ist alles, was ich habe«, sagte Joe-Bob. Norrie stupste Jacob in die Seite. »Dann mach ich mein Geschäft woanders«, sagte Jacob. »Viel Glück.«

»Danke, aber das wird ich nicht brauchen.«

»Ach ja?«, sagte Joe-Bob. »Denken Sie, es ist so einfach, jemanden zu finden, der Ihnen ‘ne Kanone verkauft?«

»Ich hab Sie gefunden. Da find ich auch jemand anders.« Jacob hielt inne. »Im schlimmsten Fall muss ich eben nach Glasgow.« Er wartete einen Moment. »Geh in irgend’nen Pub in Go van.« Er grinste, um zu zeigen, dass er es nicht ernst meinte. »So läuft das doch, oder?«

Joe-Bob fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Mir gefällt Ihre Art, Mr. Smith.« Er nahm die Pistole vom Tisch und hielt sie hoch. »Und Mr. Jones liegt nicht verkehrt«, sagte er zu Norrie gewandt. »Das ist ‘n richtiges Scheißding.«

 

»Du kannst das nicht machen, Dad«, sagte Flash. »Gibt’s ‘ne andere Möglichkeit?«

»Ich hab’s dir doch gesagt.
Ich
wird’s tun.« Flash meinte es ernst, der arme Kleine.

»Wem willst du hier was vormachen?«, fragte ihn Jacob. »Pearce hat dich windelweich geprügelt. Was für ‘ne Chance hättest du wohl gegen Wallace.«

»Vorher hatt’ ich ja auch keine Knarre.«

»Stimmt. Nur ‘n Messer.« Jacob hielt inne. Er hatte Flash mit seiner Bemerkung gekränkt, und das wollte er nicht. »Schau«, sagte er, »vielleicht find ich ja noch jemanden, der’s übernimmt.«

»Das können wir uns nicht leisten.«

Jacob schwieg. Flash hatte wahrscheinlich recht.

»Und überhaupt«, sagte Flash, »war das rausgeworfenes Geld. Ich mach’s umsonst.«

»Machst du nicht«, sagte Jacob. »Es hat keinen Sinn, einen Enkel zu retten, nur um dann einen Sohn zu verlieren. Ich will nicht, dass du für den Rest deines Lebens im Gefängnis sitzt.« Er dachte an Cooper.
Sie waren zu viert.
»Man kann nie wissen, was dir da drinnen passieren könnte.«

 

Pearce las einen Artikel in der Zeitung zu Ende. Schon wieder eine Vergewaltigung. Die Polizei glaubte, es sei die vierte desselben Kerls. Er bot seinen Opfern an, sie mitzunehmen, dann fuhr er zu einer abgelegenen Stelle, etwa einem Industriegelände oder einem Kirchhof. Ja, zwei waren im Angesicht Gottes missbraucht worden. Stellvertretender Gottesfick, stellte Pearce sich vor. Der Typ war eindeutig ein religiöser Spinner. Hatte es als Priester wahrscheinlich nicht gebracht. Zu freundlich zu seinen Schäfchen gewesen. Wurde exkommuniziert und zahlte es Gott auf seine ganz spezielle Weise heim. An Gottes Stelle hätte Pearce einen Baseballschläger genommen und die Drecksau damit durchgefickt und ihr dann auf die Eier gedroschen, bis sie geplatzt wären. Und um die Sache rund zu machen, hätte er ihm mit ‘ner Schere ’ne Totalbeschneidung verpasst. Danach wäre der nicht mehr so scharf drauf gewesen, seinen Schwanz irgendwo reinzustecken.

Unter dem Bericht über den Vergewaltiger war ein Artikel über einen Kerl, der sich den Kiefer nach hinten hatte verpflanzen lassen. Okay, auf die Seite. Da war ein Bild, vom Hals abwärts, wo an einem Modell mit Pfeilen gezeigt wurde, wo die neue Fresse von dem Kerl jetzt saß. Auf der rechten Seite, gleich unter den Achseln. Leider konnte man trotz der hilfreichen Pfeile nicht viel erkennen. Es war faszinierend, aber eigentlich hätte Pearce am liebsten das echte Gesicht des Kerls gesehen. Man fragte sich unwillkürlich, wieso der Kerl sich den Kiefer überhaupt hatte verpflanzen lassen. In dem Artikel stand nichts darüber. Anscheinend hatte der arme Hund seit vier Jahren nicht richtig gegessen. Aber jetzt mampfte er drauflos. Direkt unter seiner Achsel. Hatte allerdings keine Zähne.

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