Read Ahead of All Parting Online
Authors: Rainer Maria Rilke
Als die, die wir sind, als die Treibenden,
gelten wir doch bei bleibenden
Kräften als göttlicher Brauch.
Does it really exist, Time, the Destroyer?
When will it crush the fortress on the peaceful height?
This heart, which belongs to the infinite gods forever,
when will the Demiurge violate
it
?
Are we really as fate keeps trying to convince us,
weak and brittle in an alien world?
And childhood, with all its divining voices,
is it later, down to its first root, stilled?
Ah, the ghost of the transient
moves through the open, innocent
heart like a summer cloud.
As who we are, desperate, driving,
we still matter among the abiding
powers as a use of the gods.
O komm und geh. Du, fast noch Kind, ergänze
für einen Augenblick die Tanzfigur
zum reinen Sternbild einer jener Tänze,
darin wir die dumpf ordnende Natur
vergänglich übertreffen. Denn sie regte
sich völlig hörend nur, da Orpheus sang.
Du warst noch die von damals her Bewegte
und leicht befremdet, wenn ein Baum sich lang
besann, mit dir nach dem Gehör zu gehn.
Du wußtest noch die Stelle, wo die Leier
sich tönend hob—; die unerhörte Mitte.
Für sie versuchtest du die schönen Schritte
und hofftest, einmal zu der heilen Feier
des Freundes Gang und Antlitz hinzudrehn.
Oh come and go. You, almost still a child—
for just a moment fill out the dance-figure
into the constellation of those bold
dances in which dull, obsessive Nature
is fleetingly surpassed. For she was stirred
to total hearing just when Orpheus sang.
You were still moved by those primeval words
and a bit surprised if any tree took long
to step with you into the listening ear.
You knew the place where once the lyre arose
resounding: the unheard, unheard-of center.
For
its
sake you tried out your lovely motion
and hoped that you would one day turn your friend’s
body toward the perfect celebration.
Stiller Freund der vielen Fernen, fühle,
wie dein Atem noch den Raum vermehrt.
Im Gebälk der finstern Glockenstühle
laß dich läuten. Das, was an dir zehrt,
wird ein Starkes über dieser Nahrung.
Geh in der Verwandlung aus und ein.
Was ist deine leidendste Erfahrung?
Ist dir Trinken bitter, werde Wein.
Sei in dieser Nacht aus Übermaß
Zauberkraft am Kreuzweg deiner Sinne,
ihrer seltsamen Begegnung Sinn.
Und wenn dich das Irdische vergaß,
zu der stillen Erde sag: Ich rinne.
Zu dem raschen Wasser sprich: Ich bin.
Silent friend of many distances, feel
how your breath enlarges all of space.
Let your presence ring out like a bell
into the night. What feeds upon your face
grows mighty from the nourishment thus offered.
Move through transformation, out and in.
What is the deepest loss that you have suffered?
If drinking is bitter, change yourself to wine.
In this immeasurable darkness, be the power
that rounds your senses in their magic ring,
the sense of their mysterious encounter.
And if the earthly no longer knows your name,
whisper to the silent earth: I’m flowing.
To the flashing water say: I am.
Rühmen, das ists! Ein zum Rühmen Bestellter,
ging er hervor wie das Erz aus des Steins
Schweigen. Sein Herz, o vergängliche Kelter
eines den Menschen unendlichen Weins!
Euch kanns beirren, wenn man in Grüften
Könige aufdeckt, verfault und verwürmt,—
ihn hat der Hinfall der Häupter und Hüften
zwar mit zehrendem Weh bestürmt,
aber der Zweifel war ihm verächtlich.
Er zerrang den Gestank und pries
Tägiges täglich und Nächtiges nächtlich,
denn wer erkennt die verwandelten Gnaden?
Knieend aus dem Markte der Maden
hob er das heile Goldene Vließ.
Praising is what matters! He was summoned for that,
and came to us like the ore from a stone’s
silence. His mortal heart presses out
a deathless, inexhaustible wine!
Don’t be confused if kings are discovered
rotting in their sepulchers, gnawed by the worm—
for a while the decay of body and head
assailed him too with intense alarm;
he, however, despising all doubt,
throttled the stench and with praise affirmed
the daily by day and the nightly at night,
for who knows what is transformed by the graces?
Kneeling from the maggots’ marketplace,
he lifted the Golden Fleece, unharmed.
O das Neue, Freunde, ist nicht dies,
daß Maschinen uns die Hand verdrängen.
Laßt euch nicht beirrn von Übergängen,
bald wird schweigen, wer das ‘Neue’ pries.
Denn das Ganze ist unendlich neuer,
als ein Kabel und ein hohes Haus.
Seht, die Sterne sind ein altes Feuer,
und die neuern Feuer löschen aus.
Glaubt nicht, daß die längsten Transmissionen
schon des Künftigen Räder drehn.
Denn Aeonen reden mit Aeonen.
Mehr, als wir erfuhren, ist geschehn.
Und die Zukunft faßt das Allerfernste
rein in eins mit unserm innern Ernste.
The New, my friends, is not a matter of
letting machines force out our handiwork.
Don’t be confused by change; soon those who have
praised the “New” will realize their mistake.
For look, the Whole is infinitely newer
than a cable or a high apartment house.
The stars keep blazing with an ancient fire,
and all more recent fires will fade out.
Not even the longest, strongest of transmissions
can turn the wheels of what will be.
Across the moment, aeons speak with aeons.
More
than we experienced has gone by.
And the future holds the most remote event
in union with what we most deeply want.
Brau uns den Zauber, in dem die Grenzen sich lösen,
immer zum Feuer gebeugter Geist!
Diese, vor allem, heimliche Grenze des Bösen,
die auch den Ruhenden, der sich nicht rührte, umkreist.
Löse mit einigen Tropfen das Engende jener
Grenze der Zeiten, die uns belügt;
denn wie tief ist in uns noch der Tag der Athener
und der ägyptische Gott oder Vogel gefügt.
Ruhe nicht eher, bis auch der Rand der Geschlechter,
der sich sinnlos verringenden, schmolz.
Öffne die Kindheit und die Schooße gerechter
gebender Mütter, daß sie, Beschämer der Leere,
unbeirrt durch das hindernde Holz
künftige Ströme gebären, Vermehrer der Meere.
Brew us the magic in which all limits dissolve,
spirit forever bent to the fire!
That fathomless limit of evil, first, which revolves
also around those who are resting and do not stir.
Dissolve with a few drops whatever excludes in the limit
of the ages, which makes our past wisdom a fraud;
for how deeply we have absorbed the Athenian sunlight
and the mystery of the Egyptian falcon or god.
Don’t rest until the boundary that keeps the sexes
in meaningless conflict has disappeared.
Open up childhood and the wombs of more truly expectant
generous mothers so that, shaming all that is empty,
and not confused by the hindering wood,
they may give birth to future rivers, augmenting the sea.
Mehr nicht sollst du wissen als die Stele
und im reinen Stein das milde Bild:
beinah heiter, nur so leicht als fehle
ihr die Mühe, die auf Erden gilt.
Mehr nicht sollst du fühlen als die reine
Richtung im unendlichen Entzug—
ach, vielleicht das Kaltsein jener Steine,
die sie manchmal abends trug.
Aber sonst sei dir die Tröstung teuer,
die du im Gewohntesten erkennst.
Wind ist Trost, und Tröstung ist das Feuer.
Hier- und Dortsein, dich ergreife beides
seltsam ohne Unterschied. Du trennst
sonst das Weißsein von dem Weiß des Kleides.
Seek no more than what the stela knows,
and the mild image sculpted in the stone:
almost cheerfully, with a lightness, as
though they were exempt from earthly pain.
Experience no further than the pure
direction in the world’s withdrawing stream—
ah, perhaps the icy jewels she wore
in that dimly lighted room.
Be all the more consoled by what you see in
the elements that are most truly yours.
Wind consoles, and fire is consolation.
Here and There: you must be gripped by both,
strangely without a difference. Otherwise
you drain the whiteness from the whitest cloth.
Denk: Sie hätten vielleicht aneinander erfahren,
welches die teilbaren Wunder sind—.
Doch da er sich langsam verrang an den alternden Jahren,
war sie die Künftige erst, ein kommendes Kind.
Sie
, vielleicht—,
sie
, die da ging und mit Freundinnen spielte,
hat er im knabigen schon, im Erahnen, ersehnt,
wissend das schließende Herz, das ihn völlig enthielte,
und nun trennt sie ein Nichts, ein verfünftes Jahrzehnt.
Oh du ratloser Gott, du betrogener Hymen,
wie du die Fackel nach abwärts kehrst,
weil sie ihm Asche warf an die grauende Schläfe.
Soll er klagend vergehn und die Beginnende rühmen?
Oder sein stillster Verzicht, wird er sie erst
machen zu jener Gestalt, die ihn ganz überträfe?
Imagine: they might have experienced through each other
which of our miracles can be shared—.
But while he gradually wrestled with growing older,
she was as yet unborn, a still-future child.
She
, perhaps—still playing with her friends, it was
she
whom he had foreseen with boyish longing and love,
knowing the heart that would one day hold him completely;
and now a mere nothing parts them: a decade times five.
Oh you bewildered god, you defrauded Hymen,
how sadly you extinguish the wedding-torch now
because it flung ashes onto that graying head.
Must he die in laments, and praise the beginning woman?
Or through his most silent yielding will he make her into
that unmoving form by which he is wholly exceeded?
Aber, ihr Freunde, zum Fest, laßt uns gedenken der Feste,
wenn uns ein eigenes nicht, mitten im Umzug, gelingt.
Seht, sie meinen auch uns, alle der Villa d’Este
spielende Brunnen, wenn auch nicht mehr ein jeglicher springt.
Wir sind die Erben, trotzdem, dieser gesungenen Gärten;
Freunde, o faßt sie im Ernst, diese besitzende Pflicht.
Was uns als Letzten vielleicht glückliche Götter gewährten,
hat keinen ehrlichen Platz im zerstreuten Verzicht.
Keiner der Götter vergeh. Wir brauchen sie alle und jeden,
jedes gelte uns noch, jedes gestaltete Bild.
Laßt euch, was ruhig geruht, nicht in den Herzen zerreden.
Sind wir auch anders, als die, denen noch Feste gelangen,
dieser leistende Strahl, der uns als Stärke entquillt,
ist über große, zu uns, Aquädukte gegangen.
When everything we create is far in spirit from the festive,
in the midst of our turbulent days let us think of what festivals
were.
Look, they still play for us also, all of the Villa d’Este’s
glittering fountains, though some are no longer towering there.
Still, we are heirs to those gardens that poets once praised in their songs;
let us grasp our most urgent duty: to make them fully our own.
We perhaps are the last to be given such god-favored, fortunate Things,
their final chance to find an enduring home.
Let not one god pass away. We all need each of them now,
let each be valid for us, each image formed in the depths.
Don’t speak with the slightest disdain of whatever the heart can know.
Though we are no longer the ones for whom great festivals thrived,
this accomplishing fountain-jet that surges to us as strength
has traveled through aqueducts—in order, for our sake, to arrive.
Welche Stille um einen Gott! Wie hörst du in ihr
jeden Wechsel im Auffall des Brunnenstrahls
am weilenden Wasser des Marmorovals.
Und am Lorbeer vorüber ein Fühlen: drei oder vier