Duino Elegies (2 page)

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Authors: Rainer Maria Rilke

BOOK: Duino Elegies
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That a man who had felt himself … cloven to his foundations [Rilke is looking back from December 1925, scarcely a year away from death, on how he was “saved” that February in Muzot] into a Formerly and an incompatible, dying Now: that such a man should experience the grace of being able to perceive how, in still more secret depths,
beneath
this torn-open cleft, the continuity of his work and of his mind was being restored…, seems to me more than a merely private occurrence; for by that token a measure is provided for the inexhaustible layering of our nature; and how many who, for one reason or another, believe they have been torn asunder, might not draw from this example of “continuability” their own particular consolation.

(I would like to think that this consolation has also somehow become an aspect of the accomplishment of the great
Elegies,
so that they express themselves more completely than, without endangerment and rescue, could have been possible.)
5

*   *   *

Despite Rilke's personal, sometimes almost hermetic investment in the elegies, he believed that his poetry spoke for itself. He distrusted commentaries as dilutions and foreclosures of the individual's reading experience. When a friend wrote to him that she felt the key to one of the
Sonnets to Orpheus
lay in the idea of the transmigration of souls, he responded: “You are thinking too far out beyond the poem itself … I believe that no poem in the
Sonnets to Orpheus
means anything that is not fully written out there, often, it is true, with its most secret name. All ‘allusion' I am convinced would be contradictory to the indescribable ‘being-there' of the poem.”
6
In another context he wrote that his most recalcitrant obscurities may require not elucidation (
Aufklärung
) so much as “submitting-to” (
Unterwerfung
).
7
In this spirit I have held explanatory notes to a minimum: a few passages to give the flavor of Rilke's thinking, an occasional gloss on something perhaps now lost to us, and one attempt to address what may be a major misconception about “The Fifth Elegy.” Since a guiding principle of this translation has been that it would be folly to ignore all the work that has already been done, I would like to express my debt to the following translators of all or parts of the elegies: J. B. Leishman and Stephen Spender, A. Poulin, Jr., Stephen Mitchell, Gary Miranda, David Young, C. F. MacIntyre, Stephen Cohn, David Oswald, Elaine E. Boney, Peter and Sheila Stern, Roger Paulin, William Gass, and Galway Kinnell. My thanks also to Michael Winkler, Jonathan Galassi, Paul Elie, Winifred Hamilton, and Ethan Nosowsky for their many helpful comments.

DUINESER ELEGIEN

AUS DEM BESITZ DER FÜRSTIN

MARIE VON THURN UND TAXIS-HOHENLOHE

DUINO ELEGIES

FROM THE PROPERTY OF PRINCESS

MARIE VON THURN UND TAXIS-HOHENLOHE

DIE ERSTE ELEGIE

Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Engel

Ordnungen? und gesetzt selbst, es nähme

einer mich plötzlich ans Herz: ich verginge von seinem

stärkeren Dasein. Denn das Schöne ist nichts

als des Schrecklichen Anfang, den wir noch grade ertragen,

und wir bewundern es so, weil es gelassen verschmäht,

uns zu zerstören. Ein jeder Engel ist schrecklich.

        Und so verhalt ich mich denn und verschlucke den Lockruf

dunkelen Schluchzens. Ach, wen vermögen

wir denn zu brauchen? Engel nicht, Menschen nicht,

und die findigen Tiere merken es schon,

daß wir nicht sehr verläßlich zu Haus sind

in der gedeuteten Welt. Es bleibt uns vielleicht

irgend ein Baum an dem Abhang, daß wir ihn täglich

wiedersähen; es bleibt uns die Straße von gestern

und das verzogene Treusein einer Gewohnheit,

der es bei uns gefiel, und so blieb sie und ging nicht.

        O und die Nacht, die Nacht, wenn der Wind voller Weltraum

uns am Angesicht zehrt—, wem bliebe sie nicht, die ersehnte,

sanft enttäuschende, welche dem einzelnen Herzen

mühsam bevorsteht. Ist sie den Liebenden leichter?

Ach, sie verdecken sich nur mit einander ihr Los.

        Weißt du's
noch
nicht? Wirf aus den Armen die Leere

zu den Räumen hinzu, die wir atmen; vielleicht daß die Vögel

die erweiterte Luft fühlen mit innigerm Flug.

Ja, die Frühlinge brauchten dich wohl. Es muteten manche

Sterne dir zu, daß du sie spürtest. Es hob

sich eine Woge heran im Vergangenen, oder

da du vorüberkamst am geöffneten Fenster,

gab eine Geige sich hin. Das alles war Auftrag.

Aber bewältigtest du's? Warst du nicht immer

noch von Erwartung zerstreut, als kündigte alles

eine Geliebte dir an? (Wo willst du sie bergen,

da doch die großen fremden Gedanken bei dir

aus und ein gehn und öfters bleiben bei Nacht.)

Sehnt es dich aber, so singe die Liebenden; lange

noch nicht unsterblich genug ist ihr berühmtes Gefühl.

Jene, du neidest sie fast, Verlassenen, die du

so viel liebender fandst als die Gestillten. Beginn

immer von neuem die nie zu erreichende Preisung;

denk: es erhält sich der Held, selbst der Untergang war ihm

nur ein Vorwand, zu sein: seine letzte Geburt.

Aber die Liebenden nimmt die erschöpfte Natur

in sich zurück, als wären nicht zweimal die Kräfte,

dieses zu leisten. Hast du der Gaspara Stampa

denn genügend gedacht, daß irgend ein Mädchen,

dem der Geliebte entging, am gesteigerten Beispiel

dieser Liebenden fühlt: daß ich würde wie sie?

Sollen nicht endlich uns diese ältesten Schmerzen

fruchtbarer werden? Ist es nicht Zeit, daß wir liebend

uns vom Geliebten befrein und es bebend bestehn:

wie der Pfeil die Sehne besteht, um gesammelt im Absprung

mehr
zu sein als er selbst. Denn Bleiben ist nirgends.

Stimmen, Stimmen. Höre, mein Herz, wie sonst nur

Heilige hörten: daß sie der riesige Ruf

aufhob vom Boden; sie aber knieten,

Unmögliche, weiter und achtetens nicht:

So
waren sie hörend. Nicht, daß du
Gottes
ertrügest

die Stimme, bei weitem. Aber das Wehende höre,

die ununterbrochene Nachricht, die aus Stille sich bildet.

Es rauscht jetzt von jenen jungen Toten zu dir.

Wo immer du eintratst, redete nicht in Kirchen

zu Rom und Neapel ruhig ihr Schicksal dich an?

Oder es trug eine Inschrift sich erhaben dir auf,

wie neulich die Tafel in Santa Maria Formosa.

Was sie mir wollen? leise soll ich des Unrechts

Anschein abtun, der ihrer Geister

reine Bewegung manchmal ein wenig behindert.

Freilich ist es seltsam, die Erde nicht mehr zu bewohnen,

kaum erlernte Gebräuche nicht mehr zu üben,

Rosen, und andern eigens versprechenden Dingen

nicht die Bedeutung menschlicher Zukunft zu geben;

das, was man war in unendlich ängstlichen Händen,

nicht mehr zu sein, und selbst den eigenen Namen

wegzulassen wie ein zerbrochenes Spielzeug.

Seltsam, die Wünsche nicht weiterzuwünschen. Seltsam,

alles, was sich bezog, so lose im Raume

flattern zu sehen. Und das Totsein ist mühsam

und voller Nachholn, daß man allmählich ein wenig

Ewigkeit spürt.—Aber Lebendige machen

alle den Fehler, daß sie zu stark unterscheiden.

Engel (sagt man) wüßten oft nicht, ob sie unter

Lebenden gehn oder Toten. Die ewige Strömung

reißt durch beide Bereiche alle Alter

immer mit sich und übertönt sie in beiden.

Schließlich brauchen sie uns nicht mehr, die Früheentrückten,

man entwöhnt sich des Irdischen sanft, wie man den Brüsten

milde der Mutter entwächst. Aber wir, die so große

Geheimnisse brauchen, denen aus Trauer so oft

seliger Fortschritt entspringt—:
könnten
wir sein ohne sie?

Ist die Sage umsonst, daß einst in der Klage um Linos

wagende erste Musik dürre Erstarrung durchdrang;

daß erst im erschrockenen Raum, dem ein beinah göttlicher Jüngling

plötzlich für immer enttrat, das Leere in jene

Schwingung geriet, die uns jetzt hinreißt und tröstet und hilft.

THE FIRST ELEGY

Who, if I cried out, would hear me among the angelic

orders? And even if one of them pressed me

suddenly to his heart: I'd be consumed

in his stronger existence. For beauty is nothing

but the beginning of terror, which we can just barely endure,

and we stand in awe of it as it coolly disdains

to destroy us. Every angel is terrifying.

      And so I check myself and swallow the luring call

of dark sobs. Alas, whom can we turn to

in our need? Not angels, not humans,

and the sly animals see at once

how little at home we are

in the interpreted world. That leaves us

some tree on a hillside, on which our eyes fasten

day after day; leaves us yesterday's street

and the coddled loyalty of an old habit

that liked it here, stayed on, and never left.

      O and the night, the night, when the wind full of worldspace

gnaws at our faces—, for whom
won't
the night be there,

desired, gently disappointing, a hard rendezvous

for each toiling heart. Is it easier for lovers?

Ah, but they only use each other to hide what awaits them.

      You still don't see? Cast the emptiness from your arms

into the spaces we breathe: perhaps the birds

will sense the increase of air with more passionate flying.

Yes, the springtimes needed you. Many a star was waiting

for your eyes only. A wave swelled toward you

out of the past, or a violin surrendered itself

as you walked by an open window. All that was mission.

But were you up to it? Weren't you always

distracted by expectation, as though each moment

announced a beloved's coming? (But where would you keep her,

with all those huge strange thoughts in you

going and coming and sometimes staying the night?)

No, in longing's grip sing
women who
loved:

their feats of passion still lack undying fame.

The bereft ones you almost envy, since you

found them so much bolder in love than those fulfilled.

To begin ever anew their impossible praise.

Remember: the hero lives on. Even his downfall

was only a pretext for attained existence, a final birth.

But nature, depleted, takes back into herself

women who loved, as though she lacked the strength

to create them a second time. Have you invoked
Gaspara Stampa

enough so that any girl abandoned by her lover

would feel from this exalted model

of a woman's love: let me be as she was!

Isn't it time that these most ancient sorrows of ours

grew fruitful? Time that we tenderly loosed ourselves

from the loved one, and, unsteadily, survived:

the way the arrow, suddenly all vector, survives the string

to be more than itself. For abiding is nowhere.

Voices, voices. Listen, my heart, as before now

only saints had listened, while that vast call

raised them off the ground; yet they paid no heed

and kept on kneeling, those impossible ones,

listening wholly absorbed. Not that you could bear

God's voice—by no means. But listen to the wind's breathing,

that uninterrupted news that forms from silence.

It's rustling toward you now from all the youthful dead.

When you entered a church in Rome or Naples,

didn't their fate speak quietly to you?

Or an inscription echoed deep inside you,

as, not long ago, that tablet in
Santa Maria Formosa
.

Their charge to me? —that I brush gently aside

the veil of injustice that sometimes

hinders a bit their spirits' pure movement.

True, it's strange to dwell on earth no longer,

to cease practicing customs barely learned,

not to give roses and other things of such promise

a meaning in some human future;

to stop being what one was in endlessly anxious hands,

and ignore even one's own name like a broken toy.

Strange, not to go on wishing one's wishes. Strange,

to see all that was once so interconnected

now floating in space. And death demands a labor,

a tying up of loose ends, before one has

that first feeling of eternity. —But the living

all make the same mistake: they distinguish too sharply.

Angels (it's said) often don't know whether they move among

the living or the dead. The eternal current

bears all the ages with it through both kingdoms

forever and drowns their voices in both.

In the end, those torn from us early no longer need us;

they grow slowly unaccustomed to earthly things, in the gentle manner

one outgrows a mother's breasts. But we, who need

such great mysteries, for whom so often blessed progress

springs from grief—: could
we
exist without
them?

Is it a tale told in vain, that myth of lament for
Linos
,

in which music first pierced the shell of numbness:

shocked Space, which an almost divine youth

had suddenly left forever; then, in the void,
vibrations
—

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