Meat (50 page)

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Authors: Joseph D'Lacey

Tags: #Fiction, #Horror, #Thrillers, #Suspense, #Science Fiction, #General, #General Fiction

BOOK: Meat
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Er wandte sich nach rechts. Weg von der Stadt.

Niemand verstand, was geschah. Nicht die Schlachtarbeiter, nicht Magnus' Schwarzkittel, nicht die Pastoren, nicht die Städter. Shanti lächelte. Ohne ihn, ohne Collins, ohne seine Anhänger und ohne die Auserwählten würden sie es niemals begreifen. Das stimmte ihn glücklich.

Niemand wagte es, den Auserwählten in die Quere zu kommen, während sie vorbeizogen.

Collins' treue Gefährten wachten über die Flanken der Herde, als sie durch das Haupttor zog. Shanti folgte ihnen. Sollte jemand den Auserwählten zu nahekommen, wollten sie bei ihrer Verteidigung bereitwillig sterben.

Ihr Zug brauchte eine Ewigkeit, um das Tor zu passieren.

Der Großbischof geriet in Panik und rannte hinter Shanti her. Hinter der Halde, auf der so viele Auserwählte lagen und verwesten, holte er ihn ein. Nur wenige Schritte weiter wurde die Straße unpassierbar und verschwand schließlich ganz.

»Shanti«, keuchte er, als er zu ihm aufschloss. »Wo gehst du hin?«

»Die Auserwählten sind jetzt frei. Wir verlassen diesen Ort.«

»Verlassen? Wohin?«

Shanti deutete hinaus in die Ödnis.

»Aber da draußen ist nichts. Ihr werdet verhungern.«

Shanti gestattete sich einen letzten Blick auf den Großbischof. An seinem Hinterkopf klebte getrocknetes Blut. Seine Robe war verdreckt, in seinem aufgebrachten Gesicht stand ein großes Fragezeichen geschrieben. Dieser Mann würde zu den Bürgern der Stadt zurückkehren müssen, um ihnen zu erläutern, was geschehen war. Shanti bezweifelte, dass es in den religiösen Büchern der Stadt irgendeine Passage gab, die den Exodus der Auserwählten erklärte.

Er lächelte den Großbischof an, wandte sich ab und ging weiter.

Einige der versammelten Bürger begannen, auf die Arbeiter und Schwarzkittel einzuschreien.

»Was ist los?«

»Warum haltet ihr sie nicht auf.«

»Schnell, bevor alle weg sind.«

»Haltet zumindest ein paar von ihnen zurück.«

Aber niemand rührte sich.

 

Als es Abend wurde, hatten alle Auserwählten die Straße verlassen und waren in die Ödnis gezogen. Ihnen folgten die Letzten von Collins' Anhängern.

Die Auserwählten schritten mit jener Würde voran, von der sie untereinander so oft gesprochen hatten. Sie hatten keine Angst mehr, erhobenen Kopfes zu gehen und ließen ihre Blicke über den Horizont schweifen. Es war nicht leicht für ihre verstümmelten Füße, aber sie zögerten nicht. Das Land war anders als jedes Land, das sie bis dahin gesehen hatten: schwarzes Glas, zu rasiermesserscharfen Dünenkämmen geformt. Über diese massiven Obsidianwellen wehte ein niemals müder Wind dichte Schwaden schwarzen Staubs. Niemand wusste, woher dieser Staub kam oder wohin er wehte.

Alles, was sie wussten, war, dass sie nun frei waren. Und dass sie mit Shantis Erfahrung und dem Wissen der Gefährten überleben würden, bis sie ein Land erreichten, wo der Schmerz nicht einmal mehr eine Erinnerung war. Ein Land, in dem das, was sie gegeben hatten, nie mehr verlangt werden würde. Sie wussten, dass es existierte.

Die Stadt Abyrne verschwand im Westen in der Ferne, nun da sie nach Osten zogen.

Nicht einer von ihnen blickte zurück.

 

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